Navigation

NavSprite-ClickDrag

Umsehen / Look around

Klicken (Halten) + Ziehen
Click (Hold) + Drag

NavSprite-Pfeil

Nächstes Panorama
Next view

NavSprite-Info

Objektinformationen
Detailed Information

TABLEAUX CACHÉS trifft SCHATTENKRÄMPFE

Das schaurig-schöne malerische Werk des Franzosen Marc Giai-Miniet trifft auf dunkle Schattenwesen von Martina Lückener

Mit TABLEAUX CACHÉS (»verborgene Bilder«) sehen Sie eine Ausstellung des schon lange nicht mehr gezeigten malerischen Werkes des Pariser Künstlers und Urgesteins Marc Giai-Miniet, dessen Boxen bereits mehrfach in unserer Galerie für großes Aufsehen gesorgt haben. Leider musste der Künstler – Jahrgang 46 – aus gesundheitlichen Gründen im Alter die großformatige Malerei einstellen. Kaum eines der Bilder weist nicht an zumindest einer Kante eine Länge von wenigstens zwei Metern auf. Mit seinen dreidimensionalen Boxen sowie mit kleinformatiger Malerei und Druckgrafik hat er jedoch einen vollwertigen Ersatz geschaffen.

Sehen Sie einen winzigen Ausschnitt dieses aktuellen Werkes im ARTLETstudio, Harsewinkelgasse, 21, Münster – ebenfalls ab 13. Juni. Dass wir wiederum seine großen und großartigen Arbeiten aktuell in unserer virtuellen Galerie zeigen dürfen, erfreut uns natürlich sehr. Und hier wissen wir die Virtualität besonders zu schätzen, hätte eine Ausstellung von Giai-Miniets großformatigen Werken doch sonst auch jenseits von Corona-Zeiten ein erhebliches logistisches Problem dargestellt.

Auch die stehenden Scherenschnitte der über 30 Jahre jüngeren Künstlerin und Designerin Martina Lückener, die mit dem Titel SCHATTENKRÄMPFE daherkommen, wissen unter anderem mit Größe zu punkten – und natürlich mit einem sehr speziellen Thema: dem »Mutterkorn« resp. dem dadurch ausgelösten Krankheitsbild. Ein schwieriges Thema künstlerisch auf eine ganz besondere Weise dargestellt! Sehen Sie auch hierzu kleine Variationen in der Galerie in Münster.

Zur Malerei von Marc Giai-Miniet

Es gibt Kunstwerke, deren reine Sinneserfahrung Annäherung genug ist, bei denen ellenlange Interpretationen den künstlerisch ästhetischen Eigenwert eher mindern, als ihn zu mehren.
Im Falle Giai-Miniets ist sind diese nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Seine Art der Malerei entsagt dem gängigen Habitus der »Kunst-Welt« vollkommen. Sie fällt nicht leicht, und die sonst eher verhalten gestellte oder gar nicht geäußerte Frage nach der Intention wird hier zu einem dringenden Bedürfnis.
Was gibt es denn hier zu sehen? Nun, da wären zunächst diverse Attribute aus dem Bereich der Anatomie – Herzen, Arterien, Gehirne, Organe, Gefäße, Kapillaren – sowie unheimlich anmutende organische Silhouetten, teilweise bandagiert oder verpuppt, leere Hüllen, ohne Inhalt, schwer zu greifen. Oft treffen sie auf verschiedene Konstruktionen, wie Treppen, Getriebe, Öfen oder Schornsteine.
Und immer wieder tauchen grafisch vereinfachte Verweise auf die um 1490 von Da Vinci skizzierte Darstellung des vitruvianischen Menschen auf. Als Ergebnis zahlreicher Studien des Körperbaus und der -proportionen gilt sie als Symbol für die Ästhetik der Renaissance, für das naturwissenschaftliche Ordnungsdenken Leonardos sowie ferner als Sinnbild für Symmetrie, Schönheit und Körperbewusstsein im Allgemeinen. Dieses erhaben Schöngeistige demontiert Giai-Miniet zugunsten einer schaurig-schönen Realität. Er reißt die Maske des »guten Gefühls« herunter, und fast meint man, ein kleines Lachen zu hören. Es scheint zu sagen: Seht her, das ist die Welt in der wir leben, einzig in der Enttäuschung ist noch Wahrheit zu finden. Was kümmern die Errungenschaften der Wissenschaft, die immer schnellere Vernetzung der Welt, das Streben des Einzelnen nach mehr, wo doch eines und somit alles fehlt – ein kollektives, jedem Wissen und Streben vorausgehendes Bewusstsein, ein Für- und Miteinander anstelle des allgegenwärtigen Gegeneinanders.

Martina Lückener und die Schattenkrämpfe

Die Motive zu den Schattenkrämpfen sind im Sommer 2019 bei einem interdisziplinären Workshop im Rahmen des Projektes »Ostbevern bioinspirativ« entstanden. Eine Gruppe Bürgerwissenschaftler*innen stellte das Krankheitsbild Ergotismus nach. Die künstlerische Leitung hatte Martina Lückener, der wissenschaftliche Input zum Thema Mutterkorn erfolgte durch die Westfälische Wilhelms-Universität Münster.